Bäume pflanzen in Ruanda

Moritz Tiessen – Freiwilliger bei RODI in Kigali 2019-2020

 Alles fing mit der Idee an, ein Projekt zu entwickeln, um den ärmeren Menschen auf dem Land möglichst nachhaltig zu helfen. Zusammen mit meinen Kollegen der Einsatzstelle RODI verfolgten wir die Idee uns auf den Bereich Ernährungssicherung und Bekämpfung des Klimawandels zu konzentrieren. Um beides miteinander zu verknüpfen, entschieden wir uns zusammen mit Interessierten in einem Dorf außerhalb der Hauptstadt Obstbäume zu pflanzen. Einerseits wird somit ein sicherer langfristiger Zugang zu Früchten gewährleistet. Andererseits sind Bäume auch ein hervorragendes Mittel, um den Klimawandel und dessen Auswirkungen zu bekämpfen, denn sie dienen gleichzeitig als CO2-Speicher, wandeln durch Fotosynthese CO2 in Sauerstoff um und verhindern durch ihr Wurzelwerk die Erosion des Bodens. Gleichzeitig wollten wir motivierte Jugendliche mit ins Boot holen und sie in unser Projekt einbinden. Die NGO in der ich arbeite hatte sowieso gerade ein Projekt mit Jugendlichen begonnen, weshalb es nicht schwer war engagierte Jugendliche zu mobilisieren. Sie sollten einen „Environmental Club“ bilden, der sich auch nach diesem ersten Projekt weiter in der Region zum Thema Umwelt engagiert.

artefact hat es uns durch finanzielle Unterstützung ermöglicht dieses Projekt in die Tat umzusetzen. Unser Plan war es, an einem Tag einen Workshop für die Jugendlichen anzubieten, um am nächsten Tag gut vorbereitet zusammen mit den Bewohnern des ausgewählten Dorfes die Bäume zu pflanzen. All dies sollte in der Nähe von Ruhango stattfinden, was ungefähr eineinhalb Stunden per Bus von der Hauptstadt Kigali entfernt liegt.

Dann ging es los mit dem Workshop. Alle 15 Jugendliche waren sogar pünktlich, was hier im ländlichen Ruanda gar keine Selbstverständlichkeit ist und mir zeigte, dass ein wirkliches Interesse an diesem Projekt bestand. Wir redeten über den Hintergrund des Vorhabens und auch vor allem über Rolle der Dorfjugend für das Baumprojekt. Sie sollten zum einen ein Bindeglied beim Pflanzen zwischen uns und der Dorfgemeinschaft sein und sich dann aber auch die nächsten Wochen darum kümmern, dass alle Pflanzen gut gepflegt werden. Außerdem versuchten wir ihnen die Idee des „Environmental Clubs“ zu vermitteln und ihnen klar zu machen, dass dieses Projekt eigentlich nur ein Startschuss sein sollte, da in Zukunft hoffentlich noch viele weitere Projekte folgen werden. Bei all diesen Gesprächen war ich sehr froh meinen Arbeitskollegen an meiner Seite zu haben, da viele Jugendliche kein Englisch sprechen und es mir immer noch sehr schwer fällt mich in der Landessprache zu verständigen.

Am nächsten Tag trafen wir uns dann früh am Morgen in dem Dorf, wo unser Vorhaben stattfinden sollte. Mein Chef hatte 20 T-Shirts gesponsert, die wir mit dem Titel des Projektes bedrucken ließen. Ich glaube das war auch für die Jugendlichen ein tolles Gefühl als Einheit auftreten zu können. Viele Dorfbewohner warteten bereits auf uns und freuten sich als es endlich losgehen konnte. Die 180 Baumsetzlinge erreichten das Dorf per Fahrrad. Damit hatten wir schon alles was wir brauchten, um endlich mit der praktischen Arbeit beginnen zu können. Viele Unterstützer hatten eigene „Isuka“ mitgebracht, so heißt das Gartenwerkzeug, das hier von den Bauern ständig benutzt wird. Damit verteilten wir uns dann in dem Dorf und fingen an in der Nähe der Straße Löcher zu graben. Als wir anschließend zurückkamen, um die Bäume zu holen, sahen wir Menschen aus angrenzenden Dörfern, die davon Wind bekommen haben mussten, dass hier Bäume verteilt wurden. Wir versuchten ihnen mitzuteilen, dass die Bäume eigentlich nur für dieses Dorf bestimmt waren, aber so ganz konnten oder wollten sie das nicht verstehen. Während wir die Bäume in die vorbereiteten Löcher pflanzten verschwand schon der eine oder andere Setzling aus unserem Vorrat. Im Grunde kann man es den Menschen aus den Nachbarorten nicht übelnehmen, dass sie sich benachteiligt fühlten, weil in ihrem Dorf keine Bäume gepflanzt wurden. Natürlich war das nicht so geplant, zum Glück waren wir uns aber sicher, dass die Setzlinge auch bei den Nachbarn in gute Hände kamen, da sie den weiten Weg extra auf sich nahmen, um die Bäume zu erhalten.

Nach vier Stunden waren wir dann fertig und bekamen nach getaner Arbeit ein paar frisch gekochte Maiskolben im Haus des Dorfvorsitzenden serviert. Genau dann fing es auch an in Strömen zu regnen und wir konnten uns glücklich schätzen, dass wir mit unserer Arbeit schon durch waren. Auch für die Bäume war es super gut direkt auf natürlichem Wege nach dem Pflanzen gewässert zu werden. So konnten wir das Projekt gemeinsam ausklingen lassen. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Arbeit und glaube, dass alle Beteiligten davon profitieren konnten. Vielleicht komme ich in einigen Jahren wieder und kann ein Dorf voller blühender Obstbäume bewundern!