solivol in den Medien

Pressearchiv

Auf dieser Seite wollen wir einen kleinen Einblick in die Berichterstattung über solivol geben:

Afrikaner nehmen Abschied von Deutschland

Zehn Freiwillige des Programms „weltwärts“ haben ein Jahr in Schleswig-Holstein verbracht.

Die Stimmung zum Abschied war gelöst. Unter der Holzkuppel des Großraums von „artefact“, Veranstaltungsort ökologischer Projekte, wurde der einjährige Aufenthalt von zehn afrikanischen Freiwilligen in Schleswig-Holstein feierlich beendet. Das Programm, an dem sie teilgenommen hatten, heißt „weltwärts“ und wird von der Bundesregierung gesponsert. Es gibt jungen Menschen, die am Anfang ihres Berufslebens stehen, die Möglichkeit weitreichende „globale“ Erfahrungen zu machen. „artefact“ übernimmt die Koordination für Schleswig-Holstein und zwar in beide Richtungen: für Deutsche, die nach Afrika gehen und für Lockeres Beisammensein an deutsch-afrikanischer Kaffeetafel: (v. l.) Najjiba Katesi, Jutta Petersen-Böhm, („artefact“), Joyce Nabirye, Silke Hansen (evangelische Kita Kronshagen), Diana Nabwami. (Foto: Ch)Afrikaner, die nach Deutschland kommen. Pro Jahr gibt es insgesamt 50 Teilnehmer, sagte Koordinator Frank Lüschow. 17 neue Teilnehmer aus Afrika kommen bereits im Februar nach Schleswig-Holstein.

Vor den zahlreichen Präsentationen über den zurückliegenden Aufenthalt gab es deutschen Kaffee und afrikanischen Tee, der nach viel warmer Milch schmeckte. Einige Freiwillige waren in Begleitung ihrer deutschen Arbeitskollegen gekommen, Mitarbeiter von Kindergärten, Behindertenwohnheimen, Migrationsbüros. Jeder „Volunteer“ erhielt eine Urkunde.

Den Anfang empfanden alle als hart. Die fremde Kultur, die Kälte und die Verständigungsprobleme – „ohne die Gruppe würden sie eingehen“, fasst es Lüschow zusammen. Najjiba Katesi (28) musste zusätzlich damit klarkommen, dass sie ihre große Liebe in Uganda zurückließ. Jean de la Paix Murinaa (28) lebte in einem Haushalt mit sechs Katzen. In seiner Heimat Ruanda leben Katzen auf der Straße, hier saßen sie auf seinem Bett. Trotz einjährigem Aufenthalt in Deutschland bevorzugten alle Afrikaner die englische Sprache für ihre Präsentationen. An den Tischen war aber auch fließend deutsch zu hören.

Trotz der Anfangsschwierigkeiten haben alle schöne Erfahrungen gemacht: Mramba Kiwelu schwärmt vom Reggae-Festival in Köln, Najjiba Katesi von ihrer Hamburger Hafen-Rundfahrt. Solomon Njau hat deutsches Imkerhandwerk auf einem Jugendbauernhof in Kiel erlernt und möchte es zu Hause in Tansania einführen. „Schutzkleidung statt Räuchern. Das ist für die Bienen schonender.“ Najjiba ist angetan von dem Behinderten-Wohnheim in Oldenburg/Holstein, in dem sie gearbeitet hat. Eine gute Sache, findet sie so ein Heim. Etwas, das es in ihrer Heimat nicht gibt. Behinderte leben dort in ihren Familien, was oft eine große Belastung sei. „Es gibt sicherlich manches, was man an einer fremden Kultur gut findet. Die Frage, die man sich stellen muss: Passt es auch in mein Land?“, regte Bürgervorsteherin Dagmar Jonas an. Sie war als Repräsentantin der Stadt gekommen, um zu betonen, dass man in Glücksburg froh sei, „dass es artefact gibt“.

Werner Kiwitt von „artefact“ bedauerte, dass an dem Projekt keine Firmen teilnehmen dürfen. „Einige afrikanische Freiwillige wären an einer Beschäftigung im Bereich der Solarenergie oder am Reetdach-Bau interessiert.“ Aber die teilnehmenden Arbeitgeber müssten nun einmal einen gemeinnützigen Träger haben. Das sei Bedingung.

Bei „artefact“ stehen erhebliche Baumaßnahmen an, verriet Kiwitt. Das Hauptgebäude von 1993/94 brauche eine Dachsanierung, möglichst mit Solar. Auch das 1995 eröffnete Gästehaus bedürfe „in puncto energetische Modernisierung erheblicher Maßnahmen“. Diese wolle man vorbildlich angehen: „Auch in Zeiten weiterentwickelter Vorschriften wollen wir uns als Pionier zeigen.“

Von „Weltwärts“ zurück in die Heimat

Kulturschock nach der Rückkehr aus Afrika

Freiwillige tauschen in Glücksburg Erkenntnisse aus / Artefact begleitet „Weltwärts“-Teilnehmer

Nach einem Jahr in der Fremde gewöhnen sich die Rückkehrer wieder an Deutschland. Foto: jukDer Duft einer Kürbis-Ingwer-Suppe liegt noch in der Luft, als sich die Teilnehmer des „Weltwärts“-Programms um den Esstisch versammeln. Bei Artefact in Glücksburg nehmen 14 junge Frauen und Männer aus ganz Deutschland an einem der „Rückkehrer“-Seminare teil. Der Kursus ist für all jene Pflicht, die den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) leisten.

Die Teilnehmer lebten ein Jahr in Uganda, Ruanda, Tansania oder Äthiopien. Als Botschafter für Umweltmanagement und globale Entwicklung brachten sich die meisten von ihnen in Uganda ein. Ihr Gastland verließen sie am Ende als Vermittler zwischen den Kulturen. Egal, ob es Sebastian Busch oder Sarah Voßberg aus Kiel, Jonathan Talamo aus Lübeck oder Marit Firlus aus Berlin waren, sie alle machten die gleiche Erfahrung: „Den Sonderstatus als Weißer hat jeder erfahren“, meldet Wiebke Tebbe aus Clausthal-Zellerfeld sich zu Wort. Man sei grundsätzlich hoch angesehen. Die Deutschen werden für reich und gebildet gehalten. „Jeder denkt, dass wir aus dem Schlaraffenland kommen“, fügt ein anderer Rückkehrer hinzu. Die weiblichen „Volunteers“ fanden sich gleich in zwei Sonderrollen wieder, wie Tebbe erklärt: „Eine Frau und weiß zu sein, widerspricht sich eigentlich.“ Afrikanische Frauen seien den Männern klar untergeordnet. Doch weiße Frauen hätten ganz andere Rechte. Die deutschen Männer mussten sich gegenüber afrikanischen Frauen zurückhalten. Die afrikanischen Männer nahmen jedoch zwanglos Kontakt zu den ausländischen Frauen auf.

Die fremden Kulturen stellen Verhaltensmuster in Frage. Und so entwickelten die Afrika-Reisenden viel Verständnis für ihr Gastland, doch kaum nach Deutschland zurückgekehrt, störten etliche Zustände in der Heimat. Frank Lüschow, der das Glücksburger Begleitprojekt „Solivol“ (setzt sich aus Solar und Volunteer zusammen) leitet, kennt das: „Den Kulturschock erleben viele der Rückkehrer erneut, wenn sie nach Hause kommen.“

„Weltwärts“ gibt 18- bis 28-Jährigen die Chance, den Alltag bei Organisationen in Afrika, Lateinamerika, Asien oder Osteuropa kennenzulernen. Vor dem Hintergrund entwicklungspolitischer Fragen bringen sich die Deutschen in die Gemeinschaften ein. Seit dem ersten Jahr des „Weltwärts“-Programms,2008, begleitet Artefact die jungen Menschen als Entsendeorganisation. Jeder Teilnehmer bereitet sich in je zwei Seminaren auf den Einsatz in der Fremde vor und wird hinterher aufgefangen. Die Rückkehrer geben ihre Erfahrungen an spätere Praktikanten weiter und sind als Akteure entwicklungspolitischer Arbeit gern gesehen.

In Afrika für das Leben geprägt

Auf Vermittlung des Energieparks „artefact“ in Glücksburg arbeiteten sieben Freiwillige als „Volunteers“ ein Jahr lang auf dem schwarzen Kontinent

Bei Drei Frauen und vier Männer trafen sich nun bei „artefact“ in Glücksburg. Sie kamen zurück von einem aufregenden Jahr als „Volunteers“, als Freiwillige, die in Afrika gearbeitet haben. So viel ist klar: Die Zeit in Afrika hat sie geprägt – ihnen aber auch die Illusion genommen, als junger Mensch einfach machen zu können, zu verändern, Verantwortung zu tragen, die Welt in 365 Tagen retten zu können. Und doch geht ihr Blick wehmütig in die Ferne, wenn sie von einer besonderen Zeit als Helfer in afrikanischen Ländern berichten. Über „Solivol“, den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Zentrums für nachhaltige Entwicklung „artefact“, waren sie als Freiwillige im Einsatz. „Solivol“ ist eine Wort-Mischung aus „Solar“ und „Volunteer“.

Vor einem Jahr hatte unsere Zeitung bereits über die jungen Frauen und Männer berichtet, die sich bei „artefact“ auf ihren Einsatz in Afrika vorbereiteten, indem sie sich in Seminaren über Land und Leute informierten. In verschiedenen afrikanischen Ländern übernahmen sie ab August 2010 dann Aufgaben in Bereichen wie erneuerbare Energien, Aufforstung, ökologische Aspekte von Entwicklungsideen, „Fair Trade“ oder Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Unter den sieben jungen Leuten war auch der 20-jährige Jens Oke Johannsen aus Ulstrup, der gerade an der Duborg Skolen in Flensburg sein Abitur gemacht hatte. Individuelle Kleidung, blonde Ras ta zöpfchen – Jens Oke hat sich äußerlich nicht sehr verändert. Doch er ist in Tansania nicht nur fremden Menschen begegnet, sondern auch sich selbst. Ihm sei dort klar geworden: „Ich will auf jeden Fall ins Lehramt.“ Genau wie Sanja Böttger (25) aus Rethwischdorf, die nach einem Jahr in Sansibar nun ihr Studium mit einem Referendariat beenden will. Und dann? „Auf jeden Fall wieder nach Afrika, auch wenn es nur für die Ferien sein sollte.“

Rubin Ulbrich (22) aus Halberstadt hat in Kenia Baumschulen betreut, und als ausgebildeter Gärtner berufliche Vorkenntnisse anwenden können, viel über für ihn bisher fremde Pflanzen und Kräuter erfahren. Aber auch, dass sein Beruf genau zu ihm passt. Till Esch, der in Plön sein Abitur gemacht hat, war vor allem mit der Büroarbeit in einer Umweltschutzorganisation beschäftigt, hat Seminare organisiert – und dabei erfahren, dass in Afrika die Hierarchien streng einzuhalten sind, was die Arbeit für ihn erschwert habe, weil nicht immer klar gewesen sei, wie die Kompetenzen verteilt sind. Bei der gleichen Organisation arbeitete Dane Beckers (23) aus Aachen, der ursprünglich gehofft hatte, seine Kenntnisse als ausgebildeter Vermessungstechniker einbringen zu können, nun aber wegen seiner Computer-Kenntnisse gefragt war.

Karolin Bichinger (29), ausgebildete Keramikerin, landete zwar bei der Ruanda-Töpfervereinigung, stellte dann aber vor Ort fest, dass es für sie weniger um das Handwerk als vielmehr um politische Arbeit ging. Einen Workshop durfte sie organisieren, ansonsten ging es mehr um die Darstellung der politischen Arbeit der ruandischen Ständevertretung. Die 21-jährige Franka Kleist aus Blekendorf bei Plön musste sich statt mit Sonderpädagogik – ihr Berufsziel – mit nachhaltigen Transporten beschäftigen.

Frank Lüschow (51) organisiert derzeit schon den fünften Zyklus der „Solivol“-Entsendungen. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass die insgesamt 55 jungen Leute ihre Erlebnisse langfristig verarbeiten werden und durch das Jahr in Afrika „für ihr Leben geprägt“ wurden, diese Weltsicht als Multiplikatoren weiter tragen. Wer zwischen 18 und 28 Jahre alt ist und ebenfalls Erfahrungen in Afrika sammeln möchte, erfährt Näheres über die Konditionen im Internet unter www.solivol.org. Lüschow betont: „Wir freuen uns besonders über Interessenten aus der Flensburger und Schleswiger Region.“

Ihr Weg führt nach Ostafrika

Auslandsabenteuer. Die Duborg-Abiturienten Florian Wagenknecht und Jens Oke Johannsen bereiten sich auf ein Jahr mit entwicklungspolitischem Freiwilligendienst in Tansania vor.

FLENSBURG/GLÜCKSBURG. Bei Florian Wagenknecht und Jens Oke Johannsen wachsen Anspannung und Vorfreude. In wenigen Wochen steigen die beiden Abiturienten von Duborg-Skolen ins Flugzeug, das sie dann am 10. September nach Ostafrika fliegen wird.
Zunächst für zwölf Monate werden die beiden 19-Jährigen dann, organisiert von der »weltwärts Entsendeorganisation« artefact, in zwei unterschiedlichen Projekten in Tansania arbeiten und ein anderes Leben kennenlernen.
Flensborg Avis traf die beiden Glücksburg bei artefact, wo sie in der vergangenen Woche gemeinsam mit 18 Freiwilligen bei einem zweiten einwöchigen Seminar fir gemacht wurden für Aufgaben in Ostafrika.

Zwei Projekte

»Das wird eine Erfahrung werden, die mir keiner mehr nehmen«, weiß Jens Oke Johannsen. Er ist schon jetzt gespannt. Er soll in der Stadt Same Tansania in einem Radioprojekt mitarbeiten, während Freund Florian Wagenknecht einem Projekt unter anderem mit Solarlampen helfen und Schüler einer Baumschule betreuen wird.
»Unser Thema ist alternative Energien, ein Großteil der Aufgaben wird Aufklärungsarbeit sein«, sagt Jens Oke Johannsen.

Vorbereitungsseminar Weltwärts
Jens Oke Johannsen (links) und Florian Wagenknecht hatten auf dem Vorbereitungsseminar in Glücksburg für einen Einsatz in Tansania richtig gute Laune.
Foto: Povl Klavsen
Weltwärts Afrika Vorbereitungsseminar solivol
Theoneste Uhorakeye (ganz links) und Charity Tushemereirwe konnten Jens Oke Johannsen und Florian Wagenknecht am Freitag schon vieles von Afrika näherbringen. Hinten links ist artefact-Geschäftsführer Werner Kiwitt zu sehen.
Foto: Povl Klavsen

Ein gutes Bild von Afrika dürften er und Florian Wagenknecht auch durch den Austausch mit Theoneste Uhorakeye Ruanda und Charity Tushemereirwe aus Uganda haben. Die beiden studieren nämlich in Flensburg für drei Semester Energie- und Umweltmanagement und für einen Besuch beim Vorbereitungsseminar eingeladen.
»Interkulturelle Kompetenz ist für den bevorstehenden Auslands-Aufenthalt sehr wichtig, deswegen laden wir auch Gäste aus Afrika zu den Seminaren ein«, erklärt Projektkoordinator Frank Lüschow.
Theoneste Uhorakeye gefällt es in Deutschland. »Das hier bei Euch ist echt verrückt«, sagte er am Freitag bei strahlend blauem Himmel und erinnerte sich dabei an seine Ankunft im eisig kalten verschneiten Januar.

Vieles ist neu – auch für artefact, gemeinnützige GmbH, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzt. Bereits im Jahre 2008 wurde artefact als »weltwärts Entsendeorganisation« anerkannt – hier nennt es sich »solivol«, eine Zusammensetzung aus »solar« und dem englischen »volunteer«.

Seit 2009 Hilfe für Ostafrika

»Wir entsenden erst seit 2009 junge Menschen zwischen 18 und 28 jahren in ostafrikanische Länder. Jetzt gerade sind die ersten Teilnehmer zurückgekommen. Auch für uns ist vieles noch neu«, sagt Frank Lüschow.

Im Rahmen des Projekts hätten Florian Wagenknecht und Jens Oke Johannsen sogar die Option, ihren Aufenthalt um mehrere Monate zu verlängern.
»Ich bin seit Jahren stark an Afrika interessiert«, sagt Jens Oke Johannsen, »daher kann ich mir durchaus vorstellen, länger dort zu bleiben. « Er sieht den Freiwilligendienst im Land des Kilimandscharo als eine Art Selbstfindungsprozess.
Florian Wagenknecht, für den dieser entwicklungspolitische Freiwilligendienst auch ein Zivildienst-Ersatz ist, könnte sich unterdessen vorstellen, nach seiner Rückkehr in Kopenhagen zu studieren. »Soziologie oder Ethnologie wären eine Möglichkeit«, sagt er.

Prägende Eindrücke

Das aber ist Zukunft. Das Hier und Jetzt heißt Vorbereitung auf Afrika. Eines dürfte ihnen aber gewiss sein, und Werner Kiwitt, Leiter des artefact, gibt es ihnen schon jetzt mit auf den Weg: »Das prägt für ein ganzes Leben«.

»weltwärts«

  • artefact setzt sich für nachhaltige Entwicklung ein und wurde Anfang 2008 als »weltwärts Entsendeorganisation
    « anerkannt.
  • »weltwärts« ist der Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
  • Spendenkonto: artefact gGmbH, Konto 22076256, Nord-Ostsee- Sparkasse, BLZ 21750000.

Holsteiner Landwirtssohn berichtet von einem Freiwilligenprojekt in Uganda

Solarenergie erleichtert den Alltag: Strom für Handy und Leselampe

Der 20-jährige Jacques van Tienhoven aus Kirchnüchel ist hier im hohen Norden auf einem Gutshof aufgewachsen. Mitte Februar 2010 brach er nach Uganda in Afrika auf, um dort ein Jahr Freiwilligendienst zu leisten. Wie er auf die Idee kam, ausgerechnet ein Solarprojekt in Uganda zu betreuen, und welche Herausforderungen sich dabei ergeben, berichtet Jacques van Tienhoven im folgenden Artikel:

Direkt vom Gymnasium an die Hochschule, das kam für mich nicht infrage. Ich wollte zuvor andere Welten kennenlernen, Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit sammeln und mich dafür engagieren.
Gründlich habe ich mich vorbereitet, Seminare meiner Entsendeorganisation, der gemeinnützigen GmbH „artefact“, besucht, die sich für nachhaltige Entwicklung weltweit stark macht. Unter der Parole „Global lernen, lokal handeln“ machte ich mich kundig über kulturelle wie sprachliche Gegebenheiten, Klima- und Ressourcenschutz und Solarenergie.
Die Nichtregierungsorganisation (NRO), in der ich in der Hauptstadt Ugandas, Kampala, arbeite, heißt Joint Energy and Environment Projects (JEEP). JEEP arbeitet im Bereich der Solarenergie, der Umweltbildung sowie an der Optimierung der urbanen Landwirtschaft. Der Sitz des Projekts am Rande von Kampala bietet die Möglichkeit, Umweltbildungsarbeit im Zuge von Veranstaltungen und Seminaren auf einem eigenen Grundstück an vorhandenen Anlagen zu demonstrieren und zu veranschaulich.


Mit Andrew Kibuuka (li.) und Essau Mugabi arbeitet Jacques van Tienhoven (r.) täglich in Uganda zusammen. Fotos: privat

Das Besondere an diesem neuen Freiwilligendienst, der auf den programmatischen Namen „weltwärts“ hört, ist, dass die Kosten für Flug, Miete, Essen und Teilnehmerbetreuung nur zu zwei Dritteln vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bezahlt werden. 20% sollen mithilfe von Unterstützern aufgebracht werden. In meinem Fall handelt es sich um einen Sponsor, das lokale Unternehmen Balticsolar aus Lübeck. Die Firma hat sich auf die Planung und Installation von Photovoltaikanlagen spezialisiert.
Bereits zwei Monate lebe und arbeite ich nun schon in Kampala. Die anfängliche Aufregung und die konkreten Erwartungen, meine Arbeit betreffend, sind inzwischen längst verflogen. Hier gestalten sich der Alltag und die Arbeit sehr viel flexibler als daheim. Erwartet hatte ich, ausschließlich mein Wissen im Photovoltaikbereich im Projekt einzubringen. Doch vor Ort merkte ich sehr schnell, dass die Anforderungen, die an mich gestellt werden, von Gartenplanung über Computerschulung bis hin zu Energiesparofen-Projekten reichen.


In der Mitte Ruth Kiwanuka, die Chefin von JEEP, Andrew Kibuuka, Information Officer, und Jacques van Tienhoven. Die weiteren Personen sind ebenfalls Mitarbeiter des Projektes. Im Hintergrund ist auf dem Dach die Solaranlage zu sehen.

In Uganda ist ein flexiblerAlleskönner gefragt

Was mir erst störend erschien, zeigt sich als eine große Chance. So kann ich nicht nur mein Wissen einbringen, sondern auch noch viel Neues lernen.
Der größte Unterschied der Arbeit mit Photovoltaik in Afrika gegenüber der in Deutschland ist die fehlende Infrastruktur. Hier leben über 80% der Bevölkerung von der Landwirtschaft, ohne ans Stromnetz angeschlossen zu sein. Daher ist es sehr interessant, Inselanlagen zu bauen, die der ländlichen Bevölkerung die Möglichkeit bieten, elektrische Energie zu nutzen. Die Anlagen speisen Akkumulatoren und geben den Strom entweder direkt an die Verbraucher ab oder über einen Wechselrichter.
Die Speicherung der Energie macht die Anlagen sehr flexibel, limitiert aber auf der anderen Seite ihre Größe, da gute Akkus sehr teuer sind. Zudem haben sie nur eine Lebensdauer von maximal sechs Jahren, was für Kosten sorgt. An Anlagen in deutschen Dimensionen der Einspeisung ist hier im Traum nicht zu denken, da das kleine, lokale Stromnetz zu instabil ist und es weder ökologisch noch ökonomisch wäre, beispielsweise mit einer 30-kW-Anlage Akkus zu speisen.

Wie kann eine Photovoltaikanlage in Uganda aussehen? Über diese Frage streitet man sich mit den Interessenten immer! Beim Kalkulieren einer Anlage wünschen sich die meisten, mit dem gewonnenen Strom den ganzen Tag fernsehen zu können, einen Kühlschrank zu betreiben und elektrisch zu bügeln. Technisch ist dies wahrlich kein Problem, jedoch passen die Wünsche der Menschen selten mit ihren Preisvorstellungen zusammen.
So sind die Anlagen, mit denen ich in Berührung komme, meist auf das Wesentliche ausgelegt: Innenbeleuchtung und Lademöglichkeiten für Handys. Dies bietet den Menschen schon zwei sehr wichtige Sachen: erstens eine schnelle Kommunikationsinfrastruktur, was ein großer Gewinn für das Geschäftsleben sein kann, und zweitens die Möglichkeit, besonders für Schüler, in der Dunkelheit bequem zu lesen. Da auf dem Land nahezu jeder den Tag zur körperlichen Arbeit nutzt, ist dies essenziell für mehr Bildung.
Jedes Radio, das hier läuft, jeder Laptop, der geladen wird, und jede verschwenderisch benutzte Glühbirne fallen schon in die Kategorie Luxus. Ein günstige Möglichkeit ist so klein wie einfach: eine Solarlampe! Hierbei handelt es sich um Lampen verschiedener Größen mit externem oder integriertem Panel. Gegenüber den überall zu findenden Kerosinlampen sparen die Menschen bei einer Solarlampe langfristig am Brennstoff und minimieren die Brandgefahr, die traditionelle Lampen mit sich bringen.

Mikrokredite für Energy Shops

Ein vielversprechendes Projekt von JEEP sind die sogenannten „Energy Shops’’. Hier wird eine Anlage zum Laden von Elektrogeräten, meist Handys, kalkuliert, die in einem Dorf installiert wird. Finanziert werden solche Systeme meist über Mikrokredite, doch kann ein Shopbesitzer seine Anlage bei guter Auslastung, die aufgrund der großen Nachfrage garantiert ist, schon nach zirka eineinhalb Jahren abbezahlen. Was dieses Konzept so erfolgreich macht, ist, dass mit geringem Aufwand der breiten Masse Energie, wenn auch stark limitiert, zur Verfügung gestellt wird.
Ob im privaten oder geschäftlichen Bereich – die größte Schwierigkeit bei der erfolgreichen Verbreitung von Photovoltaik ist es, die Nutzer für die Technik zu sensibilisieren. Die Arbeit findet in Regionen statt, in denen es noch nie Elektrizität gab, und dementsprechend gering ist auch das Verständnis von elektronischen Geräten. Damit einher geht, dass man eine Inselanlage nur so nutzen kann, wie sie kalkuliert wurde. Die meisten Anlagen werden jedoch chronisch überlastet und gehen dann sehr schnell kaputt.
Dies zeigt, dass nicht das Bauen von Inselanlagen auf dem Land die Herausforderung ist, sondern ein gutes Training der Nutzer und die fortwährende Betreuung der Anlagen. An dieser Stelle wird auch deutlich, wozu es nötig ist, dass Organisationen wie JEEP sich mit diesen Themen befassen, denn eben dies sind die Schwerpunkte von JEEP bei der Arbeit im Photovoltaikbereich.


Auch in seiner Heimat in Kirchnüchel im Kreis Plön hat Jacques vanTienhoven eine Photovoltaikanlage installiert. Die Dimensionen in Uganda sind allerdings ganz andere als in Deutschland, musste er schnell feststellen. Foto: Balticsolar

Mein Beispiel gibt Aufschluss darüber, was gemeint ist, wenn das BMZ vom pädagogischen Wert des „weltwärts-’’ Programmes spricht. So werden junge Freiwillige motiviert, über ihre Arbeit und das Leben in fremden Kulturen zu reden und zu schreiben.
Das rückt das Engagement von Unterstützern wie Balticsolar in ein sehr positives Licht.

Jacques van Tienhoven

Mathematik, Chemie und Bau von Solarlampen

Damme/Tansania – Mittlerweile ist die Hälfte schon vorbei – seit einem halben Jahr unterrichtet Jan Große Austing in einer Secondary School in Tansania. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Zeit so schnell verfliegt“, heißt es in einem Bericht, den er der OV übermittelt hat. 
Nach dem Studium der Fächer Mathematik und Chemie für das gymnasiale Lehramt entschloss sich Jan Große Austing vor dem Referendariat, „noch etwas anderes zu machen“. Das noch relativ neue Programm „Weltwärts“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ermöglicht jungen Leuten zwischen 18 und 28 Jahren einen Auslandsaufenthalt in Form eines Freiwilligendienstes. 75 Prozent der Kosten übernimmt das BMZ. Den Rest muss der Freiwillige in Form von Spenden einwerben.
Das Weltwärts-Programm von Artefact heißt solivol (solar + volunteer, www.solivol.de) und bietet vorrangig Stellen zu nachhaltiger Entwicklung in Ostafrika an. So war auch bei der Stelle des 26-Jährigen vorgesehen, dass er Themen zur Umweltbildung in der Internats-Schule vermitteln kann. „Dazu bin ich aber bislang noch nicht gekommen, die Schüler haben einen straffen Tagesablauf, der nicht viel Zeit für zusätzliche Aktivitäten bietet“, schreibt er. Daher unterrichtet er im Moment reguläre Fächer, eine achte Klasse in Chemie und eine neunte in Mathematik.

Die Sonne ist ihr Treibstoff: Selbstgebaute Solarmobile, die beim Solarcup 2009 an den Start gingen.
Wie anderswo auch: Wer Mathematik verstehen will, muss im Unterricht gut folgen. Jan Große Austing unterrichtet in Tansania auch Chemie. Demnächst möchte er Solarlampen bauen. Foto: privat

Aufgrund des Lehrermangels für Naturwissenschaften ist die momentane Lehrertätigkeit aber auch eine sinnvolle Betätigung. Bald möchte er jedoch mit interessierten Schülern Solarlampen bauen, die auch das Lernen am Abend ermöglichen – wenn mal wieder Stromausfall ist. „Abends wird es immer um 19 Uhr dunkel, und des öfteren gibt es keinen Strom. Außerdem kommen einige Schüler aus Regionen, die noch nicht elektrifiziert sind. Daher sind Solarlampen für die Schüler eine höchst interessante Lichtquelle: „Sonne gibt es schließlich genug in Afrika“, erklärt der Dammer. Zudem können die Schüler diverse Aspekte in einem solchen Angebot miteinander verbinden: sich handwerklich betätigen und das Löten lernen, sich mit physikalischen Grundlagen beschäftigen und sich mit alternativen Energiequellen auseinandersetzen.
Die Schule, an der Jan Große Austing unterrichtet, ist eine lutheranische Privatschule, ein Internat. Sie liegt in Mlalo in den Usambara-Bergen. Ein Usambara-Veilchen hat Jan Große Austing aber noch nicht gesehen. „Die sind eher in den Ost-Usambara-Bergen zu finden.“ Deutsche sind in Mlalo keine Unbekannten. Zu Kolonialzeiten hieß das Dorf „Hohenfriedeberg“. „Im Moment bin ich aber der einzige Mzungu, das ist Kisuaheli für ,Weißer´, hier. Am Anfang war das ganz schön ungewohnt, aber mittlerweile fühle ich mich hier richtig wohl. Die Leute hier sind sehr nett und haben mich herzlich in ihr Dorf aufgenommen. Daher freue ich mich auch auf die zweite Hälfe meines Aufenthaltes“, schreibt Jan Große Austing.

 

Auslandsjahr: Itzehoer baut Solaranlagen in Uganda

Mechatroniker will Berufserfahrungen in Kampala einbringen / Spenden für Projekte gesucht

„Für mich stand ganz früh fest: Eines Tages will ich ein Jahr lang in die große weite Welt verschwinden.“ Den großen Worten von Peter Striewski aus Itzehoe folgten Taten. Lange grübelte der 24-Jährige, wohin er reisen könnte. Eigentlich wollte er für ein Jahr nach Australien oder Neuseeland gehen. Oder nach Kanada, um Schlittenhunde zu trainieren. Oder als Tauchlehrer nach Thailand. Die Welt stand offen für den ausgebildeten Mechatroniker – seine Möglichkeiten waren schier unbegrenzt. Doch nun ist die Entscheidung gefallen: Für den Itzehoer geht es am Mittwoch, 2. September, an die Ostküste Afrikas: Nach Kampala, der Hauptstadt Ugandas. „Ich bin wirklich gespannt, was mich dort erwartet.“
Einen festen Arbeitsplatz hat der 24-Jährige schon. Er wird im Rahmen eines Projektes für umweltfreundliche Energien, genannt „Jeep“, bei der Wartung und Errichtung von Solaranlagen helfen. „In Uganda ist das Stromnetz ganz instabil. Da fällt der Strom mehrmals täglich aus – deshalb ist Solarenergie dort ein großes Thema“, weiß Peter Striewski. Zudem soll der Itzehoer Seminare leiten und die Homepage pflegen.


Noch ganz entspannt: Peter Striewski wenige Wochen vor seiner Abreise nach Uganda. 
Foto: Lammers

„Für mich geht es darum, Erfahrungen zu sammeln und den Menschen vor Ort eine helfende Hand zu reichen“, sagt der 24-Jährige. Das Rahmenprogramm seines Auslandsdienstes heißt „weltwärts“ und wird zu 75 Prozent durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) getragen. 25 Prozent der Kosten für Flug, Unterkunft und Verpflegung übernimmt die Organisation „Solivol“, die zu „Artefact“, dem Zentrum für nachhaltige Entwicklung in Glücksburg, gehört. „Es ist ein Entwicklungsdienst in abgespeckter Form“, sagt Peter Striewski. „Lernen durch tatkräftiges Handeln“ sei das Motto des Freiwilligendienstes.
Durch mehrtägige Vorbereitungskurse der Organisation fühlt sich der 24-Jährige gut gewappnet für seinen Afrika-Aufenthalt: Neben zahlreichen Impfungen beispielsweise gegen Hepatitis, Diphterie, Tollwut und einer Malaria-Prophylaxe hat er auch viel über Verhaltensregeln auf dem schwarzen Kontinent gelernt: Das Auftreten der Leute sei ganz anders. „Alles hat mehr Etikette und die Menschen legen viel Wert auf ihre gesellschaftliche Stellung und ihren Titel.“ Ein „ganz normaler“ Gärtner werde dort als „Manager für Grünanlagen“ bezeichnet. Auch die Zeitrechnung sei speziell in der ländlichen Umgebung eine andere: Dort gilt die „Suaheli-Time“. Die Afrikaner zählen die Stunden nach dem Aufstehen.
Bedenken hat Peter Striewski kaum. Ganz offen und positiv geht er an seinen Auslandsaufenthalt heran, ist aber für eventuelle Schwierigkeiten vorbereitet. „Das ist kein Dänemark-Urlaub – ich weiß, dass es Tiefpunkte geben wird.“ Am meisten habe er Angst, dass es zwischenmenschliche Probleme gebe, gesteht der Itzehoer.
Nicht nur für diesen Fall freut er sich über eine Schulter zum Anlehnen. Seine Freundin Wiebke (24) folgt ihm anderthalb Monate später nach Uganda. Sie will dort als Kinderphysiotherapeutin arbeiten. Sie werden aber nicht in demselben Gästehaus wohnen. Das sei eine bewusste Entscheidung gewesen, um sich stärker als Einzelner auf Land und Leute einzulassen. „Ich will kein Tourist sein, sondern selbst dafür sorgen, dass ich integriert werde.“
Jeder Freiwillige, der mit „Artefact“ nach Afrika geht, ist aufgerufen, einen Spenderkreis aufzubauen. Auch Peter Striewski bittet um finanzielle Unterstützung, um die Arbeit in Kampala zu ermöglichen. Weitere Infos unter: Peter_Striewski@gmx.de.

Mit Solivol in Afrika: Ein Jahr wie kein Zweites