Freiwilligenarbeit in historischem Kontext
Stiftung Kirchenburgen in Hermannstadt
Verwundert stelle ich diese Woche fest, dass seit meiner Ankunft in Rumänien nun mehr als drei Monate vergangen sind. Dabei scheint mir der Augenblick, in dem wir in Sibiu eintrafen, wie eben erst vergangen.
Da in Sibiu/Hermannstadt meine zukünftige Einsatzstelle, und damit mein Zuhause, für die nächsten sieben Monate sein sollte, war ich schon sehr gespannt auf die Stadt. Ich wurde nicht enttäuscht. Besonders das rege Leben in der Innenstadt mit den Restaurants und Bars gefällt mir sehr gut. Anfang Dezember erstrahlt die Weihnachtsbeleuchtung in der ganzen Stadt und der Weihnachtsmarkt wird auf dem zentralen Marktplatz aufgebaut. Weihnachtsstimmung erfasst mich!
Sibiu hat kulturell viel zu bieten. Neben vielen Museen, zu denen unter anderem das größte Freilichtmuseum Europas gehört, gibt es beispielsweise ein deutsches Theater. Im September, laue Spätsommerabende lockten, fanden in der Innenstadt eine Reihe von Open-Air Veranstaltungen statt. Das kostenlose Musikfestival, das Astra Filmfestival oder auch eine Spiele- und Büchermesse. Die aktuelle Covid-19 Pandemie, verbunden mit einer geringen Impfquote in Rumänien, führt jedoch leider dazu, dass Geschäfte und Veranstaltungen bereits früh am Abend schließen.
In Sibiu und in der direkten Umgebung leben nicht nur Freiwillige von artefact, sondern auch von anderen Entsendeorganisationen. Schnell hat sich eine kleine Freundesgruppe gebildet. Zusammen kosten wir Sibius Angebot voll aus und besuchen andere Städte und Freiwillige im ganzen Land.
Ich wohne sehr zentral in einer kleinen und gemütlichen Einzimmerwohnung im Bischofspalais der Evangelischen Landeskirche. Da das Büro meiner Arbeit nicht nur im selben Gebäude, sondern sogar auf demselben Stockwerk liegt, ist mein Arbeitsweg sehr kurz. Meine anfängliche Befürchtung, dass es mir durch die räumliche Nähe schwerfallen könnte, nach Feierabend ausreichend Abstand zur Arbeit zu gewinnen, hat sich schnell verflüchtigt.
Meine Einsatzstelle, die Stiftung Kirchenburgen, verfolgt das Ziel die Kirchenburgenlandschaft in der Region Siebenbürgen langfristig zu erhalten und für vielfältige Nutzungen zu erschließen. Neben Denkmalpflege sind besonders Öffentlichkeitsarbeit, Fachtourismus und Bildungsarbeit wichtige Schwerpunkte der Stiftung.
Ich arbeite an meinem eigenen Projekt: meine Aufgabe ist es drei Themenbroschüren zu erstellen, die Interessierte informieren und zu einem Besuch verschiedener Kirchen und Kirchenburgen anregen sollen. Meine erste Herausforderung war es drei geeignete Themen zu finden. Schlussendlich soll es sich um hölzerne Kirchenemporen, Dachstühle und Wandmalereien drehen. Da ich über diese drei Themen bisher wenig wusste, hieß es zunächst für mich Bücher zu wälzen und Recherche zu betreiben, um mir Basiswissen anzueignen. Mittlerweile fahre ich regelmäßig in die umliegenden Dörfer um mir die Kirchen und Kirchenburgen, über die ich schreibe, anzuschauen.
Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, nicht nur da ich die Themen sehr interessant finde, sondern auch weil ich die Möglichkeit habe viel von der umliegenden Region zu sehen. Ich arbeite relativ eigenständig und selbstbestimmt, bekomme aber bei Fragen und Schwierigkeiten immer Hilfe. Der Start ins Arbeitsleben wurde mir durch den warmherzigen Umgang im Team sehr erleichtert. Besonders meine Ansprechpartnerin Ruth Istvan steht mir jederzeit zur Seite und ist auch bei persönlichen Problemen immer für mich da. Mit ihrer offenen und herzlichen Art hat sie mir besonders in der Anfangszeit sehr geholfen. Insgesamt fühle ich mich in Sibiu, und bei der Stiftung Kirchenburgen sehr wohl, und werde schon jetzt traurig bei dem Gedanken an meine Heimreise.