Ankommen – Lichter und Vielfalt in Cluj

Lina Teubert Rumänien Freiwillige ab Sept.2021

Mit einer mehrstündigen Busfahrt begann mein Weg zu meiner Einsatzstelle in der Mitte des noch recht milden Septembers. Die ersten 10 Tage Rumänien verbrachten wir gemeinsam in einer kleinen Gruppe von 6 Freiwilligen in einem Sprachkurs in Sibiu. Als es dann nach ungefähr 12 Tagen für mich hieß, nach Cluj-Napoca zu meiner Einsatzstelle zu fahren, war ich voller Freude, aber auch Wehmut, weil ich mich von den anderen verabschieden musste.

Schon bald stellte sich heraus, dass Cluj (die Kurzform von Cluj-Napoca, dt. Klausenburg) eine sehr schöne Stadt ist. Ein Ort voller Lichter, vielfältiger und offener Menschen und Aktivitäten.

Empfangen wurde ich von Oana, der Mentorin meiner Einsatzstelle, des Gutenberg Vereins. Sie brachte mich nicht nur zu meiner neuen Unterkunft im Studierendenwohnheim und schaute sich mit mir um, sondern hilft mir auch dabei, alle Formalitäten mit der Administration zu klären. Dank Oanas Bemühungen hatte ich bereits am nächsten Tag alle notwendigen Dinge für den häuslichen Gebrauch.

Zunächst erschien mir das Leben im Studierendenwohnheim paradoxerweise sehr einsam, was jedoch daran lag, dass ich die Allererste war, die dort ankam. Nur eine Woche später erreichten die Studierenden, von denen ein Großteil ebenfalls aus dem Ausland kommt, das Wohnheim. In der Gemeinschaftsküche wurde es schnell lebhaft und eigentlich ist immer etwas los. Manchmal ist es eine Wohltat, einen Rückzugsort zu haben, mein Zimmer mit Kühlschrank, einem Badezimmer und einem kleinen Abstellraum. Nur an die grelle Beleuchtung im Raum muss ich mich noch gewöhnen.

Die Corona-Pandemie war in Rumänien stark spürbar, da nach wie vor nur ein geringer Prozentsatz der Menschen geimpft sind. Das macht sich auch in Cluj bemerkbar, die Maske soll möglichst überall getragen werden – somit auch in den Fußgängerzonen. Laut Berichten meiner Kolleg*innen ist es momentan besonders abends auf den Straßen der “Stadt, die niemals schläft” verhältnismäßig ruhig.

Trotz dieser Situation sind die Aufgaben in meiner Einsatzstelle nach wie vor sehr vielseitig. Die Freiwillig*innen Arbeit im Gutenberg-Zentrum bietet ein großes Spektrum voller Möglichkeiten, in dem der Lernprozess und nicht das Können im Vordergrund steht.

Das Büro des Gutenberg-Sprachzentrums befindet sich in einer kleinen Nebenstraße in der Nähe des Piata Uniriis (dem zentralen Marktplatz mit einem Reiterstandbild).

Vor meiner Abreise aus Deutschland habe ich bereits viel über den Gutenberg Studentenverein erfahren, den ersten deutschsprachig-rumänischen Studierendenverein des Landes. Regelmäßig finden Treffen statt, bei denen sich die Studierenden austauschen, gemeinsame Projekte planen und gemeinsame Aktivitäten und Teamspiele veranstalten, um stärkere Bindungen zueinander aufzubauen. Schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich in die Tätigkeiten eingebunden. Dazu zählt beispielsweise der Dreh eines Werbespots, um die Aufmerksamkeit und die Teilnahmebegeisterung anderer deutschsprachig Studierender zu wecken, oder die Gestaltung einer kleinen Halloween-Party, die im Rahmen der Corona-Maßnahmen stattfand. Hinter der Freiwillig*innen Arbeit im Gutenberg-Verein versteckt sich noch viel mehr. Neben dem Gutenberg-Studierendenverein existieren nämlich verschiedene Start-Up Unternehmen, wie beispielsweise „Didacto” oder „Învăța Germană”. Bei beiden werden Sprachkurse in der deutschen Sprache für verschiedene Altersstufen und Sprachlevel angeboten, wobei sich „Didacto” spezifisch an Kinder und „Învăța Germană” an Erwachsene wendet.

Durch die Teilnahme an solchen Online-Kursen für fortgeschrittene Kinder kann ich mich mit dem Ablauf der Sprachkurse vertraut machen und lerne glücklicherweise sogar über Themen, wie z. B. „Klimaschutz” oder „Mobbing” dazu. In einem Anfänger*innen-Online-Schnupperkurs für Erwachsene bietet sich mir darüber hinaus die Chance, mein brüchiges Rumänisch etwas aufzufrischen.

Eine meiner Aufgaben liegt in der Korrektur von deutschsprachigen Texten, die beispielsweise für die Veröffentlichung auf den Internetseiten der Start-Ups gedacht sind. Das Gutenberg Sprachzentrum bietet vielerlei Möglichkeiten, die eigene Kreativität auszuleben – vom Erstellen von YouTube-Szenarien für kostenlose Sprachlektionen, über das Verfassen und Filmen von Dialogen als Sprachkurs-Material und das Entwerfen von Arbeitsblättern auf Deutsch für Schüler*innen – ich kann mich mit eigenen Ideen in die Arbeit einbringen.

In Planung stehen gerade noch die interaktiven Sprachkurs-Stunden, die ich in einer Schule mit non-formalen Methoden auf Deutsch leiten darf. Da ich gerne mein Rumänisch verbessern möchte, wird ein Tandem für mich organisiert. Während mein Lernpartner mir Rumänisch beibringt, helfe ich ihm dabei sein Deutsch zu verbessern. Ich bin nicht nur gespannt, welche Fortschritte ich dadurch machen werde, sondern auch darauf, wie es mir gelingen wird, jemandem Deutsch zu vermitteln.

Aufgrund der Corona-Lage steht momentan noch in den Sternen, ob das jährliche Wintercamp im Januar in der Präsenz stattfinden darf. Bei diesem Event treten Mitglieder des Gutenberg Studierenden Vereins mit Schüler*innen von Schulen, in denen Deutsch unterrichtet wird, in Kontakt und setzen sich in deutscher Sprache näher mit Themen wie Demokratiebildung auseinander.

Bisher fühle ich mich insgesamt sehr wohl, selbst wenn aller Anfang des Einlebens eine Herausforderung für mich darstellt- schließlich ist es mein erster längerer und alleiniger Aufenthalt in einem anderen Land. Durch die vielen Mitglieder des Gutenberg Studentenvereins und meine Arbeitskolleg*innen, die zum Teil nicht viel älter sind als ich, fühle ich mich jedoch gar nicht allein und in die Entwicklungsphase der Start-Up Unternehmen sowie in die Aktivitäten des Gutenberg Studierendenvereins sehr gut eingebunden. Ich bin sehr gespannt darauf, was mich in den nächsten Wochen erwartet und ob es mir möglich sein wird, selbst
Sprachkurse in einer Schulklasse zu halten.

Vor dem Gutenberg Hauptsitz mit neuen Mitgliedern des Gutenberg Studierendenvereins