– Lisa Steinwandel – artefact Freiwillige August 2016 bis August 2017

Im Südwesten Ugandas liegt die heiße Stadt Kasese am Fuße der Rwenzori Mountains und direkt an den Queen Elizabeth Nationalpark grenzend. Hier habe ich mein vergangenes Jahr verbracht – und dabei mit der Organisation Bio Gardens gearbeitet.

Bio Gardens ist eine der kleinsten NGOs, die ich kenne. Dort arbeiten mein Chef Masereka Emmanuel, meine Kollegin Thamwanzire Mary und ich. 2004 wurde die Organisation mit dem Ziel, heilpflanzliche Medizin als Alternative zur teuren, herkömmlichen Medizin zu verbreiten, gegründet. Dreimal die Woche arbeiten wir in einer ländlichen Gegend zwischen den Bergen im Garten, zu dem ebenfalls ein Farmer Training Centre gehört. Inzwischen gehört zu Bio Gardens aber noch weit mehr als der Garten, in dem die Heilpflanzen angebaut werden. Dreimal wöchentlich kommen gruppenweise über 80 Farmer*innen zum Farmer Training Centre von Bio Gardens, um ihre Ersparnisse anzulegen und Kleinkredite zu erhalten. All diese Farmer*innen in den Savings Groups sind die „Members“ von Bio Gardens, um die sich die Arbeit der Organisation hauptsächlich dreht. Insgesamt arbeitet Bio Gardens mit ungefähr 130 Farmersfamilien zusammen, mit dem Ziel, deren Lebenssituation sowie -umgebung durch verschiedene Projekte zu verbessern. Hauptzielgruppe ist also die Landbevölkerung in den Rwenzori Mountains.


Bio Gardens ist in vielfältigen Bereichen tätig. Im Heilpflanzengarten und bei der Medizinherstellung sind die Freiwilligen meist weniger eingebunden. Der Garten verwahrlost leider etwas, ebenso die Bienenkästen. Gründe sind unter anderem mangelnde Arbeitskräfte und die Trockenheit, die Kasese zusetzt. Hier ist also noch viel Potential vorhanden.

Dafür kann man beispielsweise bei den Savings Groups mit der Excel-Kalkulation der Ein- und Auszahlungen helfen. Daneben gibt es viele weitere Projekte, von denen einige auch von Freiwilligen initiiert wurden. So entstand vor nicht allzu langer Zeit eine kleine Pilzzucht und Solartrockner für Heilpflanzen und Früchte. Eine weitere Initiative mit den Farmer*innen ist die Herstellung von Handcrafts. Dabei stellen hauptsächlich die Frauen Schmuck aus Papierperlen sowie Körbe her, die verkauft werden. Außerdem haben wir zwei Nähgruppen bestehend aus motivierten Frauen aus den Savings Groups, die Taschen aus Kitenge-Stoffen nähen. Um hier den Absatzmarkt zu vergrößern, wird inzwischen versucht, die Produkte an deutsche Weltläden zu verkaufen.

Weitere Projekte, die ich initiiert habe, sind die Produktion von Energy Saving Stoves aus Lehm mit den Farmer*innen sowie die Herstellung von Reusable Sanitary Pads mit den Näherinnen.

Zweimal die Woche steht außerdem Office-Arbeit an. Dann sind wir in einem winzigen Büro in der Stadt, wo Website-Arbeit, Trainings vorbereiten, Proposals schreiben usw. Hier habe ich beispielsweise ein kleines Video auf YouTube, eine Website sowie einen Flyer für Bio Gardens erstellt. Hier ist auch immer Zeit für „private“ Computerarbeiten.

 

Insbesondere am Anfang fand ich es schwierig, mich in Projekte und die Arbeit von Bio Gardens einzubringen, da mir keine klaren Aufgaben zugeteilt wurden. So sollte man sich als Freiwillige*r bewusst sein, dass man sich selbst bemühen muss, um Aufgaben zu finden und eigene Projekte umzusetzen. Es gibt viele Möglichkeiten, die eigenen Ideen und Fähigkeiten einzubringen, da Bio Gardens in diversen Bereichen tätig und für nahezu alle Vorschläge offen ist.

Ich bin froh, dieses Jahr mit Bio Gardens arbeiten zu dürfen. Es ist meiner Meinung nach toll, so direkt mit der lokalen Bevölkerung zusammenarbeiten zu können und nicht nur im Office zu sitzen. Und ich habe das Gefühl, dass ich mit manchen kleinen Dingen die Welt vor Ort ein wenig zum Besseren verändern kann und vor allem viel von Bio Gardens und den Menschen lerne.