Neue Farben und bunte Wände für Kinderbetreuungseinrichtung

Aaron Gulde – Namibia Freiwilliger 2022-23

2 Monate lang Wände streichen und bemalen – so hatte ich mir meinen Freiwilligendienst eigentlich nicht vorgestellt…
Nach meinem Abitur 2022 entschied ich mich für einen Freiwilligendienst mit artefact in Namibias Hauptstadt Windhoek bei der NGO Family of Hope Services (FHS). Meine Einsatzstelle betreibt ein Schulprojekt im ärmsten Teil Windhoeks. Teil des Projektes ist auch eine Fahrradwerkstatt: Durch den Verkauf und die Reparatur von Fahrrädern werden zusätzliche Einnahmen für die Schule erzeugt und Arbeitsplätze geschaffen.

Ursprünglich sollte ich in dieser Werkstatt meine Zeit als Fahrradmechaniker verbringen – die Abläufe dort kennenlernen, mich einarbeiten und vielleicht sogar beim Aufbauen einer weiteren Fahrradwerkstatt helfen.

Nach ein paar Wochen tauschte ich aber Schraubenschlüssel gegen einen Pinsel ein, rostige Fahrräder gegen eine Betonwand und Kettenöl gegen Farbeimer. Ich startete ein Projekt, das mir unglaublich viel Spaß machte, sehr viele Nerven kostete und gar kein Ende mehr nehmen wollte.

 

Auslöser dafür war, dass meine Arbeit in der Fahrradwerkstatt erledigt war und ich somit eine neue Beschäftigung für die nächsten Wochen und Monate benötigte. Dabei boten sich die Betonwände der Schule quasi von selbst an: Nach deren Errichtung wurden sie nicht gestrichen und hatten eine ziemlich kalte, graue Optik, die den Pausenraum mit eh schon wenig Licht noch dunkler erschienen lies.

Daraus folgte die Idee, Räume zunächst im schultypischen Gelbton zu streichen und dann noch Wandbilder darauf zu malen. Nach etwas Planung mit meiner Chefin und meinen (Lehrer)kolleg*innen, hatten wir ein paar mögliche Motive gefunden, die Wandfarbe ausgewählt und es konnte losgehen. Zunächst stand die Materialbeschaffung an. Da wir (leider) mit einem sehr geringen Budget arbeiten, war es besonders wichtig das richtiger Verhältnis zwischen günstigem Preis und guter Qualität zu finden. Vor allem die Farben sollten qualitativ recht gut sein, damit das Endergebnis möglichst lange erhalten bleibt. Somit entschied ich mich, auf wenige aber dafür hochqualitative Grundfarben zurückzugreifen und alle anderen Farben aus diesen zu mischen. Nachdem Pinsel, Roller, Grundfarben, viel gelbe Farbe, Terpentin und noch mehr eingekauft war, konnte die Malaktion starten.

Dabei merkte ich ziemlich rasch, dass dieses Projekt mich noch etwas länger als geplant beschäftigt halten wird und dass auch noch ganz unerwartete Aspekte hinzukommen.

Einer davon sind die Kinder unserer Schule. Etwa 90 der 120 sind zwischen 4 und 6 Jahren alt und dadurch unglaublich neugierig und frech. Dementsprechend viel Aufmerksamkeit haben dann auch die Pinsel, Farbeimer und das generelle Geschehen erregt – Hände in Farbeimern, sich jagende Kinder mit Pinseln und Handabdrücke an der frischen Wand waren die Folge. Daraufhin

verbrachte ich dann gefühlt 30% meiner Zeit damit, mich hinter Bänken zu verbarrikadieren, um so die Kinder von einer Farbschlacht abzuhalten.

Gleichzeitig war es auch wirklich schön die Begeisterung in ihren Gesichtern zu sehen und so durften sie auch ab und an den Pinsel schwingen (der eventuell von mir zuvor frei von Farbe und trocken gemacht wurde :))

Eine Schicht Grundierung, zwei Farbschichten und zwei Wochen später waren dann alle Betonwände der Schule fertig gestrichen und das Endergebnis hat mich und meine Kollegen sehr positiv überrascht. Der Raum ist deutlich heller und freundlicher geworden und sieht nicht mehr so „unfertig“ aus.

Nun stand nur noch das Malen der Wandbilder an, die alle einen pädagogischen Mehrwert liefern sollten. Gezielt soll es dabei um die „Grundlagen“ wie Zahlen, Alphabet, Formen, Farben, Wochentage etc. gehen.

Da ich künstlerisch nicht so wirklich begabt bin, projizierte ich zunächst die Bilder mit einem Beamer an die Wand, malte die Umrisse mit Bleistift nach und musste dann „nur noch“ die Felder mit der richtigen Farbe füllen. Weil der Beamer schon bereitstand, machten wir auch noch spontan einen kleinen Filmvormittag mit den Kindern und zeigten ihnen an der Wand ein paar Cartoons. Man kann sich gar nicht vorstellen, welch unglaubliche Euphorie und auch Chaos herrscht, wenn ein sooo spannendes Event ansteht…

Auch wenn sich Umrisse malen mit Bleistift und dann ausmalen recht einfach anhört, dauert es doch eine halbe Ewigkeit – bis jede einzelne Farbe gemischt ist und jedes noch so kleine Detail nachgefahren wurde. Doch das gute dabei ist, dass Zeit zumindest momentan bei mir ausreichend vorhanden ist und es auch durch die Kinder und Kollegen immer so abwechslungsreich ist, dass die Arbeit eigentlich nie eintönig wird.